Ein Artikel aus dem HT vom 15.06.2022

Starkholzbach – beim Honig schleudern haben am Lehrbienenstand auch Kinder ihren Spaß.

Es herrscht reger Flugverkehr: unermüdlich fliegen bei schönen Frühsommerwetter die Honigbienen die Bienenkästen an. Doch nicht nur die fleißigen Sechsfüßer sind am Samstag Nachmittag am Lehrbienenstand beim Starkholzbacher See voll „auf Betriebstemperatur“. Auch die Imker und Imkerinnen des Schwäbisch Haller Bezirksimkervereins befinden sich längst im „Action-Modus“.

Die Helfer und Helferinnen des Bezirksimkerverein  erklären kleinen und großen Besuchern beim offiziellen Bienenschleudern im Schleuderraum detailliert, wie das Entdeckeln und das Schleudern funktioniert. „Die Schleuder, die ich mir besorgt habe, ist schon 50 Jahre alt, aber der Motor geht noch“, sagt Dagmar Zwilling gut gelaunt. Die Imkerin aus Uttenhofen erklärt, dass in modernen Honigschleudern inzwischen hochwertigere Elektronik verbaut ist und auch die Trommel etwas anders aufgestellt.

Die Schleuder, an der sich kleine und große Naschkatzen am Samstag Nachmittag bedienen dürfen, basiert jedoch noch auf manueller Handarbeit. Schnell gruppieren sich in der kleinen Stube um Margarete Hübner die ersten Freiwilligen. „Wir haben es hier mit einer Vier-Waben-Honigschleuder mit Handbetrieb zu tun“, erklärt die Imkerin aus Oberrot.

Vorsichtig setzt sie die Honigwaben in den Schleuderapparat ein. Dann wird kräftig gekurbelt, um den Honig aus den Waben zu pressen. „Unterhalb der Maschine haben wir ein Sieb platziert. Um die letzten Wachsreste vom Honig sauber zu trennen, wird der Honig nach dem Absetzen zum Schluss durch ein Honigsieb geführt“.

Harald Schnaible hält die Gläser stets griffbereit, wenn nach der „schweißtreibenden“ Kurbelarbeit die goldgelbe Flüssigkeit kräftig durch das Sieb rinnt. Der Lokalmatador aus Bibersfeld lässt am Samstag Nachmittag vor allem Kinder vom flüssigen Naschwerk probieren. Der frische Honig findet aber auch gleich begeisterte Abnehmer und Abnehmerinnen.

Nachdem Schnaible den Honig in ein beschriftetes Glas abgefüllt und gewogen hat, fügt er mit dem Stift noch schnell das Mindesthaltbarkeitsdatum hinzu, bevor er den frischen Honig gegen Bares aushändigt. Der Schleuderraum wird am Samstag Nachmittag so auch zum Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften mit geringem Flächenbedarf und Personalaufwand, der mit raschen Produktionszyklen und kurzen Transportwegen einhergeht.

Zwei Jahre beträgt jetzt die Mindesthaltbarkeit nach Abfülldatum. „Unsere Bienen hier am Bienenlehrstand haben in den vergangenen Wochen viel eingetragen“, freut sich Schnaible. Nach dem durchwachsenen Vorjahr seien die Haller Imker und Imkerinnen vorsichtig optimistisch, dass das aktuelle Jahr wieder mit besseren Honigerträgen aufwarte. Die Honigbienen hier am Lehrbienenstand würden jedenfalls fast das ganze Jahr ausreichend Nektarquellen vorfinden wie zum Beispiel Streuobstbäume und üppige Blumenwiesen. „Wir haben am Bienenlehrstand inzwischen zwei Bienenbäume gepflanzt. Der Bienenbaum produziert Blütennektar bis in den September hinein“, so Schnaible.

Dieter Seitz, Vorstand des Haller Bezirksimkervereins, erläutert den Besuchern am Samstag Nachmittag, warum Imker und Imkerinnen immer öfter ihre Bienenkästen bewusst im Wald aufstellen. „Läuse ernähren sich gerne von dem Pflanzensaft, der in den Tannennadeln steckt. Die Auscheidungen der Läuse bilden die Basis für den Tannenhonig“, so Saitz. Der Imker aus Schwäbisch Hall fährt daher einen Teil seiner Bienenvölker regelmäßig zur „Waldtracht“ in den Welzheimer Wald.

Sybille Röger aus Uttenhofen stellt ihre Bienenkästen in der Umgebung ihres Wohnorts auf. „Ich bin froh über jeden Privatgarten, in dem es noch insektenfreundliche Pflanzen und Blüten gibt. In meinem Garten blühen gerade viele Glockenblumen, die für Bienen und andere Insekten wertvoll sind.“ Beim offiziellen Honigschleudern am Samstag Nachmittag zeigt sie im Schleuderraum, was es mit dem Entdeckeln auf sich hat. „Die Wachsdeckel müssen noch runter, bevor wir die Waben in die Honigschleudern einlegen können. Sonst kommt der Honig nicht raus.“

Edeltraut Majewski und ihre Tochter Lydia aus Ummenhofen greifen ebenfalls zur Entdeckelungsgabel. Vorsichtig lassen sie die Gabel über die Waben gleiten, um das Wachs wegzukratzen. „Das macht richtig Spaß“, bestätigt Lydia. Die Schülerin hat sich bei einem Kurs in der Hector-Kinderakademie zum ersten Mal für Bienen begeistern können. Inzwischen absolvieren Mutter und Tochter einen Kurs für Neuimker und -imkerinnen beim Gaildorfer und Haller Bezirksimkerverein.

Zusatzinformationen:

Honigsorten/-zusammensetzung

Beim offiziellen Honigschleudern beantworten die erfahrenen Imker und Imkerinnen zahlreiche Fragen zur Qualität und zur Zusammensetzung von Bienenhonig. „Wie wird ein Honig fest und cremig“, will beispielsweise ein neugieriger Besucher wissen. „Ich mische dann einen cremigen Honig aus dem Vorjahr mit aktuellen Flüssighonig. Es kommt dabei auch auf das Mischverhältnis an, um den gewünschten Konsistenzeffekt zu erzielen“, erklärt Harald Schnaible. Margarete Hübner hat ebenfalls einen Ergänzungstipp. „Den Honig auf den Ofen stellen. Aber die Temperatur sollte nicht mehr als 38 Grad betragen.“ Sybille Röger wiederum beschäftigt der Hype um  Edelkastanienhonig. „Haben Sie schon mal Esskastanienhonig probiert? Also mein Fall ist das gar nicht.“ Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden: aber klar scheint zu sein, dass Sybille Röger ihre Bienenvölker nicht wie andere Bienenzüchter und -züchterinnen in die Pfalz fahren würde, die mit ihren sandigen Böden als „Edelkastanien-Hochburg“ gilt.

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